So gut gefüllt war die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung in Untermitterdorf schon lange nicht mehr wie an diesem Samstag. Grund dafür war die Firmung von 29 jungen Christen aus den Pfarreienverband Bischofsmais- Kirchberg-Untermitterdorf. Als Firmspender war Dompropst Dr. Michael Bär nach Untermitterdorf gekommen. Der Würdenträger aus Passau ist im Pfarrverband kein Unbekannter. Hatte er doch vor Jahren als Aushilfsgeistlicher öfters hier gewirkt. So erinnerte er sich natürlich an den jetzigen Regener Landrat Dr. Ronny Raith, der bei ihm den Dienst des Ministranten versah und an diesem Tag selbst als Firmpate im Einsatz war. Mit Dr. Bär waren die Seelsorger des Pfarrverbands, Leitender Pfarrer Pater Paul Ostrowski, Pfarrvikar Slawomir Olech und die Diakone Albert Achatz und Alfons Kopp, durch den Mittelgang der Kirche hin zum Altarraum gezogen. Begleitet wurde die Geistlichkeit von den Pfarrgemeinderäten aus den drei Pfarrgemeinden und von Firmhelferinnen des Firmteams.
Gemeinschaftschor aus Untermitterdorf und Zell beeindruckt die Firmgäste.
Freigenommen hatten sich für diesen Tag 27 Sänger und Sängerinnen der Kirchenchöre von Untermitterdorf und der Filialkirche Zell. Bereits beim Eingangslied zeigten sich die Kirchenbesucher samt des Firmspenders überwältigt von der Stimmgewalt des Ensembles unter Leitung des Dirigenten Michael Rothkopf. Diesmal zeigte der Organist am E‑Piano seine Fähigkeiten bei fast durchgängig modernen Melodien.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Schmid macht Firmlingen Mut
Martina Schmid, Vorsitzende des Untermitterdorfer Pfarrgemeinderats, durfte neben der Geistlichkeit natürlich die Firmlinge als Hauptpersonen mit ihren Angehörigen besonders herzlich begrüßen. Als lokale politische Prominenz konnte sie auch die beiden Bürgermeister der Gemeinden Bischofsmais und Kirchberg, Walter Nirschl und Robert Muhr, ausmachen. Die Firmanwärter beglückwünschte Schmid zu dem mutigen Schritt, den sie mit dem Empfang des Sakraments der Firmung wagten und sich damit in die Gemeinschaft der Kirche einbrächten. Denn vieles liege nun in ihrer Hand, da sie frei entscheiden könnten. „Wenn ihr heute Ja sagt, dann habt ihr euch für eine Richtung entschieden und seid auf dem Weg zur Liebe und zum Glauben an Gott“, sprach sie den jungen Christen Mut zu.
Das Firmteam macht die Jugendlichen für die Firmung fit
Die jungen Frauen und Männer ab 16 Jahren wurden für diesen Schritt in den vergangenen zehn Monaten von Pater Olech und dem angehenden Gemeindereferenten Florian Haiplik fit gemacht. Hilfreich zur Seite stand ihnen das Firmhelferinnenteam mit Anna Gilg (Bischofsmais), Astrid Wagner, Heike Stangl (beide Zell), Anneliese Ertl, Andreas Pletl, Claudia Wildfeuer (alle Kirchberg) sowie Ilka Hupf-Wiederer und Carolin Doriat (beide Untermitterdorf). In monatlichen Treffen waren die Firmlinge zusammengekommen und hatten sich mit ihnen über verschiedene Themen ausgetauscht. Darüber hinaus wurden gemeinsam Andachten entworfen und gefeiert. Ein wichtiger Baustein war der Vorstellungsgottesdienst, in dem sich die Firmanwärter den Pfarrgemeinden vorgestellt hatten, so Haiplik. Ziel dieser Probezeit sei es gewesen, zu erkennen, wie Gott im Leben wirkt und wie man als junger Christ den Glauben auf eigene individuelle Weise leben kann.
Firmlinge als Mitgestalter des Gottesdienstes
Einen Schritt dahin machten sie, indem sie sich als Mitgestalter des Firmgottesdienstes beim Vortrag der Kyrie-Rufe und der Fürbitten engagierten. Firmaspirant Maximilian Preis konnte sich als Lektor bei der Lesung bewähren. Nach dem Johannes-Evangelium mit dem Bericht zur Aussendung der Jünger und dem Empfang des Heiligen Geistes, verlesen von Diakon Achatz, und der Erneuerung des Taufversprechens wandte sich der Dompropst an die 29 Firmbewerber.
Die „großen Fragen“ Kants im Mittelpunkt der Predigt
Ganz im Zeichen der ersten Gabe des Heiligen Geistes, der Weisheit, standen die Ausführungen des Predigers. Dazu bemühte er die Aussagen eines der größten Denker Deutschlands, des Philosophen Immanuel Kant, dessen 300-jähriger Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird. Eine der größten Leistungen des „Freunds der Weisheit“ seien vier Fragen gewesen, die er zusammengestellt hatte und die die eigene Lebensführung betreffen: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“ Dazu versuchte der Prediger Antworten im christlichen Sinne zu finden und sie im Hinblick auf die Situation der jungen Christen zu deuten. Über die Buchweisheiten und das Internet- Wissen hinaus gäbe es für sie das Glaubenswissen von Gottvater und Gottsohn, der die Menschen erlöste, fand Dr. Bär eine Antwort zur ersten Frage.
Der Prediger ermunterte die Jugendlichen das Leben jetzt selbst in die Hand zu nehmen, indem er auf die zweite Frage einging: „Jetzt kommt die Zeit, selber zu entscheiden und das was du willst konsequent anzusteuern“, Schließlich empfahl er ihnen Bildungsangebote in der Schule und Berufsausbildung zu nutzen.
Naheliegend und verständlich sei es, dass der junge Mensch auf ein gutes Leben mit einem liebevollen Partner oder Partnerin hoffe, so Bär. Darüber hinaus sehe Kant als Antwortauf seine dritte Frage den Himmel als Belohnung für ein Leben nach moralischen Regeln. Für den Christen ergäbe mit der versprochenen Auferstehung nach dem Tod diese Hoffnung seinen Sinn, deutete der Gast aus Passau die Aussage des Philosophen. Mit der Antwort auf die vierte Frage nahm Bär nochmal Bezug auf die Firmung: So wie Priester oder gar Könige gesalbt würden, so würden die Firmlinge an diesem Tag mit der Salbung ausgezeichnet werden und damit mit dem Sakrament der Firmung gestärkt: „Du bist nicht weniger wert als gesalbte Könige und Propheten; du Kind Gottes“, schloss Bär die Betrachtung zu den vier philosophischen Grundfragen Kants. Er wünschte den Firmlingen, dass „du ein Freund der Weisheit bist und bleibst und auf die großen Fragen des Lebens die rechten Antworten gibst.“
Bewegender Firmakt
Dann kam der feierliche Moment, auf den die jungen Frauen und Männer seit Wochen gewartet hatten. Zunächst betete der Zelebrant um die Gaben des Heiligen Geist. Zum stillschweigenden Gebet setzten dann die Kirchenglocken mit ihrem vollen Geläut ein um die Kunde von der Firmung in die Pfarreien hinauszuschicken. Anschließend traten die Firmlinge mit ihren Paten gruppenweise vor den Altar. Dompropst Michael Bär, assistiert von Diakon Alfons Kopp, spendete jedem das Sakrament, indem er ihnen die Hand auflegte und sie mit Chrisamöl salbte. Er nahm sich bei jedem Firmling Zeit für ein paar persönliche Worte, die offensichtlich auf manches angespannte Gesicht ein Lächeln oder Schmunzeln zauberten.
Großer Dank der Firmlinge an Begleiter in der Vorbereitungszeit und den Zelebranten des Gottesdienstes
Nach der Feier der Eucharistie und der Spende der Kommunion segnete Dr. Michael Bär die Andachtsgegenstände. Die Firmlinge Korbinian Ertl, Sebastian, Isabel Sitzberger und Max Maier traten letztlich zur großen Danksagung an. Sie überreichten dem Firmspender mit einem stattlichen Geschenkkorb. Auch für ihre Eltern hatten die jungen Leute für die Begleitung auf dem Weg zur Firmung anerkennende Worte parat. Großes Lob sprachen sie dem Firmhelferteam und den geistlichen Betreuern für den motivierenden Beistand in der Vorbereitungszeit aus. Den letzten Beifall gab es für die Akteure, die neben den Firmlingen und Paten in besonderer Weise in Erscheinung getreten. Für die Leistungen des kombinierten Kirchenchors und für den Blumenschmuck, für den Ilka Hupf-Wiederer verantwortlich zeichnete.
Johann Probst