Herausragende Renaissance-Meisterwerke, rubinroter Chianti und pikante Pecorino, sanft geschwungene Hügel mit Zypressen und labyrinthische mittelalterliche Städte — das erwartete die 54 Teilnehmer des Pfarrausfluges vom Pfarreienverband Kirchberg-Bischofsmais-Untermitterdorf in die Toskana. Aufgemacht hatten sich dorthin die Italienliebhaber am Osterdienstag pünktlich frühmorgens um 4 Uhr. Dass die Unternehmungen der nächsten vier Tage reibungslos verliefen, war neben den Fahrkünsten der Busfahrer Martin und Alois vom Unternehmen Fürst-Reisen auch der Vorarbeit der Untermitterdorfer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Martina Schmid und Pfarrsekretärin Marita Brengmann zu verdanken. Sie hatten auf Vorschlag von Pfarrer P. Paul Ostrowski die Organisation, die Suche nach einem zuverlässigen Busunternehmen und die Werbung für die Fahrt übernommen.
Ohne nennenswerten Stau in flüssiger Fahrt über 900 Kilometer erreichte man nach zehn Stunden das Domizil im Vier-Sterne-Hotel Puccini in Montecatini Terme. Die vorgeschriebenen Zwangspausen für die Busfahrer hatten da kaum gestört. Konnte man sich doch dabei unter azurblauem Firmament etwas die Füße vertreten. Oder bei der üppigen Bordverpflegung mit Wurst und Käsespezialitäten, die zum großen Teil die Metzgerei Fürst in Kirchberg den Italientouristen gespendet hatte, kräftig zulangen. Für die Kaffeepausen zwischendurch hatte außerdem die Reiseleiterin mit anderen Helferinnen süßes Gebäck in reichlichem Ausmaß beigesteuert.

Nach Ankunft in Montecatini, das etwa 45 Kilometer von Florenz entfernt liegt, blieb vor dem Abendessen noch Zeit zum Stadtbummel. Seine besondere Bedeutung erlangte die 20000-Einwohner-Stadt durch seine Thermalquellen, die damit zum UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. So ergab sich für die Spaziergänger ein Bild des Ortes mit einer besonderen Atmosphäre, die durch zahlreiche im Jugendstil errichteten Gebäude geprägt ist. Das Abendessen erhielt seine besondere Note durch die Feier des 75. Geburtstags eines Gruppenmitglieds. „Ganz zufällig“ hatten Alois Wenig und Eugen Sterl in ihrem Reisegepäck Gitarre und Akkordeon verstaut, so dass im Anschluss nach dem „ cena“ einer turbulenten, ausgiebigen Geburtstagsparty nichts mehr im Wege stand.
Dennoch saßen am nächsten Morgen alle Reisenden pünktlich im Bus, als es gen Siena ging und wie üblich Pater Ostrowski das Morgengebet anstimmte. Dort erwarteten zwei Reiseführerinnen die Gesellschaft, um sie zunächst mit Headsets auszurüsten und so bei der Tour durch die Stadt ständig akustisch vernehmbar zu sein. Nach dem Besuch der Basilika „Basilica San Cateriniana Di San Domenico”, in der die Reliquien der Hl. Katharina von Siena aufbewahrt werden, ging des durch enge Gassen und steile Anstiege durch die historische Altstadt, die seit 1995 zum Weltkulturerbe gehört. Es gab viel zu bestaunen: Der Palazzo Pubblico, das ehemalige Rathaus Sienas mit seinem 102 Meter hohen Glockenturm oder schließlich den zentralen Platz, der Piazza del Campo, auf dem zweimal im Jahr die legendären Pferderennen ausgetragen werden. Zehn Bezirke der Stadt treten dabei gegeneinander an. Die „Siesta“, die nach der Besichtigung anstand, nutzten die Reiseteilnehmer teils um eines der kleinen Cafes ringsum des Platzes aufzusuchen und einen italienischen Espresso genießen oder sich in einer Pizzeria mit einer Original-Pizza zu verköstigen. Andere waren noch neugierig und wollten sich weitere Sehenswürdigkeiten nicht entgehen lassen. Mindestens genauso sehenswert wie die Piazza del Campo war für sie der mächtige Bau der Cattedrale di Santa Maria Assunta, der in schwarz und weiß gehaltene Dom als archetektonisches Meisterwerk im Kirchenbau. Leider ließ es der Zeitplan nicht zu, den Dom von innen in Augenschein zu nehmen.

Es wartete nämlich der Bus zur Weiterfahrt nach San Gimignano. In dem kleinen Ort im Herzen der Toskana bestaunten die Bayerwald-Touristen eine wunderschöne Altstadt, in der vor allem die 14 Geschlechtertürme auffielen. Das Städtchen wird deshalb auch „mittelalterliches Manhattan“ genannt, wie der Busfahrer wusste. Bekannt ist S. Gimignano auch durch ihre Gelaterias. Zwei davon schmücken sich als Titelträger mit dem weltbesten Eis. Gerne reihten sich auch hier Businsassen in die langen Schlangen vor den kleinen Lokalen ein. Geistlicher Begleiter Pfarrer P. Paul Ostrowski wurde sogar an beiden Eisdielen gesichtet. Auch die Vinotheken fanden unter den Toskana-Fahrer zahlreiche Abnehmer. Gilt doch der Wein von den Hängen um Gimignano als einer der Besten Italiens. Nicht bekannt ist, ob auch alle Flaschen noch bei der Heimfahrt im Gepäck waren.
Eine besondere Herausforderung stand am letzten Tag des Aufenthalts den Florenzbesuchern bevor. Um in die Toskana-Metropole zu gelangen, mussten die Besucher aus dem Bayerwald am Stadtrand vom Bus auf die Trambahn umsteigen, um damit in die Altstadt von Florenz zu gelangen. Hier hieß es sich anhand des ausgehändigten Stadtplans zu orientieren, eine Auswahl der erreichbaren Sehenswürdigkeiten zu treffen und allein oder in Gruppen dorthin losziehen. Wer zum Dom wollte, hatte es eigentlich gar nicht so schwer. Vorbei an der Kirche di S. Mario Novella und weiter über die Via Panzani – und schon lag die Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer beeindruckenden Kuppel sowie dem Campanile vor dem Betrachter. Nur, wer die Kirche von innen sehen wollte, musste schnell sein. Wer lange überlegte, der musste zusehen, wie die Schlange der auf Einlass Wartenden immer länger wurde. Als Alternativen boten sich der Besuch der Uffizien oder des Museums Palazzo Vecchio und der Weg zur Ponte Vecchio an. Allerdings musste man da schon auch Geduld aufbringen. Ein nicht abreißender Menschenstrom ergoss sich durch fast alle Straßen der großen Altstadt. Wer in einer Gruppe unterwegs war, musste stets die Augen für die anderen Mitglieder offen haben. Nach gefühlten 100 Fotos ging es weiter in Richtung Ponte Alla Grazie. Von dieser Brücke aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Ponte Vecchio, die älteste Brücke in Florenz, die bereits im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Auf dem Rückweg zur Tram-Haltestelle durften insbesondere die Damen in der Via Tornabuone und Via Roma einen Blick in die Schaufenster der Modemarken Prada, Armani und Gucci wagen. Dennoch brauchten Chef-Busfahrer Martin und Reiseleiterin Martina nicht um ein Ausbleiben von Fahrgästen zum vereinbarten Abfahrtstermin an der Endstation Villa Costanza bangen. Alle hatten sich rechtzeitig eingefunden.
Hatten die Freunde von Kunst, Architektur, Geschichte und romantischen Stadtbildern in den vergangenen Tagen viele Höhepunkte erlebt, so reihte sich noch ein weiterer, gesellschaftlicher am Abend in der Lounge des Hotels. Das Musiker-Duo Eugen und Alois spielte noch einmal groß auf und sang sich mit ihren Volksliedern und Oldies in die Herzen der Toskana-Touristen hinein. Verstärkung erfuhren sie davon durch den versierten Kirchenchorsänger Josef Hackl. Sie und Diakon Alfons Kopp strapazierten auch noch die Lachmuskeln der Zuhörer mit gespielten Witzen, indem sie die Schwächen der Mitmenschen aufs Korn nahmen. Auch das Personal mit ihrem Chef hatte daran Gefallen gefunden, klatschten und sangen soweit möglich mit. Am Ende der Fahrt am nächsten Tag konnten die Verantwortlichen vom Pfarrer, Busfahrer bis zu den Organisatorinnen von einem gelungenen Trip in die Toskana sprechen und sich gegenseitig dazu gratulieren.
Text+Fotos:
Johann Probst